Geschichte des Bibelgartens
Bibelgärten sind eine Gartenform der jüngeren Zeit. Sie gehen nicht etwa auf die mittelalterlichen Klostergärten oder die christlich-pädagogischen Gärten des Barocks zurück, auch wenn diese Assoziation nahe liegt. Bibelgärten sind das Ergebnis der wissenschaftlichen Pflanzenkunde mit den botanischen Gärten und modernen Gartenschauen. Ihr Ursprung ist also eigentlich nicht religiös, sondern säkular. Die ersten Bibelgärten entstanden im 20. Jahrhundert im anglo-amerikanischen Raum, wo auch heute noch die größte Anzahl von Bibelgärten zu finden ist. Hieraus entwickelte sich eine weltweite Bewegung. Der größte Bibelgarten, der Neot Kedumin, ist ein ganzer Landschaftspark und befindet sich in Israel.
In Deutschland entstanden die ersten Bibelgärten im evangelischen Norden, erst später dann auch im katholischen Süden. Das mag mit der Herkunft der Bibelgärten aus den USA zu tun haben, die dort überwiegend den evangelischen Freikirchen zuzuordnen sind. Als erster Bibelgarten in Deutschland gilt der Bibelgarten im botanischen Garten von Hamburg, der 1979 entstanden ist. Er ist Teil des Loki-Schmidt-Gartens im Hamburger Stadtteil Klein Flottbek und wurde von Botanikern konzipiert.
Initiator der Bibelgartens in Sankt Martin ist Peter Straub, ein ortsansässiger Pflanzenkenner und -liebhaber, der auch schon den Mediterranen Garten im benachbarten Maikammer gestaltet hat. Als er sich im Jahr 1999 mit seinem Ansinnen an die Pfarrgemeinde wandte, stieß er dort auf offene Ohren. Und so konnte bereits im Jahr 2000 mit dieser Anlage begonnen werden.
Der Garten setzt sich aus einigen sonnenverwöhnten Einzelflächen rund um die Pfarrkirche zusammen und hat eine Gesamtfläche von ca. 900 m². Der Begriff Einzelfläche ist dabei ein sehr dehnbarer Begriff. Südöstlich des im Übrigen sehenswerten Gotteshauses befindet sich das Größte Teilstück, das etwa die Hälfte der Gesamtfläche ausmacht. Und bezugnehmend auf den bekannten Bibelvers Matthäus 18,20 "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." kann man bei seinem Rundgang feststellen, dass, wo zwei oder drei Pflastersteine fehlen bestimmt Platz für eine Bibelpflanze ist.
Unter den inzwischen ca. 160 Bibelgärten in Deutschland zählt die Sankt Martiner Anlage zu den artenreichsten. Mitunter fällt zwar eine Pflanze dem Arbeitseifer der ehrenamtlichen Helfer zum Opfer, häufiger aber einfach dem Winter. Ausgeglichen wird dies durch kontinuierliche Neuanschaffungen, die oftmals einen sehr weiten Pilgerweg zurücklegen müssen, bis Sie zu Ihrem Platz in dieser vielfältigen Pflanzensammlung in Sankt Martin finden. Hier zahlen sich die vielen, auch internationalen Kontakte des passionierten Botanikers aus, der zusammen mit einigen Mitstreitern den Garten bis heute pflegt.
Dem Garten wird dabei kein strenges Regiment auferlegt, so dass der Besucher nicht erwarten darf, dass er sich immer bilderbuchmäßig präsentiert und alles in Reih und Glied steht. Ein gewisses Eigenleben ist erwünscht und ein Kräutlein, das vielleicht nicht so wirklich dazugehört, darf auch einmal stehen bleiben. Hierbei unterstützt uns wieder Matthäus und zwar in 25,40: "Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan."
Nicht nur zu den verschiedenen Jahreszeiten zeigt der Garten sein abwechslungsreiches Gesicht. Auch über die Jahre hinweg gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Es lohnt sich also, mehr als einmal vorbei zu schauen. Und wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem sei eine Führung durch diese einzigartige botanische Sammlung empfohlen. Bibelkenntnisse schaden nicht, werden jedoch nicht erwartet. Eine ordentliche Portion Neugier sollte man aber unbedingt mitbringen.
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